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Deutsch in der Schweiz –
lernen, lehren, beurteilen
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Liebe Leserin und liebe Leser

Pünktlich zum Frühlingsanfang haben wir das Vergnügen, Ihnen unseren neuen Newsletter zuschicken zu dürfen. Und so wie sich die Natur dieser Tage erneuert, gibt es auch bei fide eine wichtige Neuerung. Frau Nora Prencipe, Leiterin des Bereichs «Qualitätskonzept und fide-Label», wird Sie über die neuen Dokumente zum fide-Label informieren, die gegen Ende März auf der fide-Website aufgeschaltet werden.

Ausserdem wird Ihnen Frau Hrisztalina Hrisztova-Gotthardt, die Leiterin des Bereichs «Qualitätssicherung und Entwicklung fide-Test und fide-Test edu», wieder in ihrer Rubrik ein wichtiges Thema aus ihrem Fachbereich präsentieren. In der diesmaligen Ausgabe geht es um die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Sprachzertifikate, im Hinblick auf die Aussagekraft des fide-Sprachenpasses.

Wie gewohnt finden Sie auch eine Liste mit unseren aktuellen Workshop-Angeboten am Ende des Newsletters.

Die fide-Belegschaft wünscht Ihnen eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre!

Bereich Qualitätskonzept und fide-Label

Die Optimierung des Label-Verfahrens geht nun in die Umsetzung. Seit letztem Herbst wird das optimierte Verfahren bei den Erneuerungen mit einigen Kursanbietern getestet. Ab Ende März werden die neuen Grundlagendokumente in der Beta-Version sukzessive in allen drei Nationalsprachen auf der Webseite hochgeladen.

Wenn Sie Interesse daran haben, mehr Informationen zum optimierten Label-Verfahren zu erhalten, sind Sie herzlich zu unseren Online-Infoveranstaltungen eingeladen.

«Is my B1 your B1?» oder inwieweit sind Sprachzertifikate vergleichbar

Die mittlerweile zum geflügelten Wort gewordene Frage «Is my B1 your B1?» stammt ursprünglich von Charles Alderson, Professor für Anglistik an der Lancaster University und ausgewiesenem Experten im Bereich «Sprachtesten». Mit dieser teils rhetorisch gemeinten Frage wollte er unter anderem darauf hinweisen, dass nicht nur die verschiedenen Versionen eines bestimmten Tests, sondern auch die unterschiedlichen Tests, die zum Überprüfen von Sprachkompetenzen auf demselben Niveau bestimmt sind, miteinander vergleichbar sein müssen.

Im europäischen Kontext wird die Vergleichbarkeit oder Gleichwertigkeit von standardisierten Sprachtests in der Regel durch ihre Anbindung an den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GeR) bzw. durch ihre Zuordnung zu den sechs GeR-Kompetenzniveaus (A1, A2, B1, B2, C1 und C2) gewährleistet. Die Beispieldeskriptoren des GeR beschreiben, welche sprachlich-kommunikativen Aufgaben Sprachnutzende erfolgreich ausführen können müssen und durch welche qualitativen Merkmale sich ihr sprachliches Spektrum auszeichnen muss, damit die Kriterien für ein Kompetenzniveau erfüllt sind.

Die Deskriptoren fokussieren zwar auf mehrere zentrale Aspekte des jeweiligen GeR-Niveaus, erheben aber nicht den Anspruch, alles Relevante umfassend zu beschreiben (vgl. GeR-Begleitband 2020: 50-51). Daher wird Sprachtestanbietern geraten, dass sie beim Erarbeiten ihrer Testspezifikationen und Bewertungskriterien die jeweiligen GeR-Niveaus heranziehen und eingehend analysieren, welche Deskriptoren für ihren spezifischen Kontext relevant sind (s. GeR-Begleitband 2020: 52). In diesem Prozess sollen sie folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Wer soll mithilfe des Tests seine/ihre Sprachkompetenzen nachweisen? Welches sind die wichtigsten Charakteristiken der anvisierten Testteilnehmenden?
  • In welchen sprachlich-kommunikativen Bereichen und Situationen müssen die Testteilnehmenden erfolgreich handeln können?
  • Über welche konkreten Kompetenzen müssen die Testteilnehmenden verfügen, damit sie die für den spezifischen Kontext charakteristischen sprachlich-kommunikativen Aufgaben erfolgreich ausführen können?

Je nachdem, wie die Antwort auf diese Fragen lautet, wählen Testanbieter die für sie relevanten GeR-Deskriptoren aus und passen sie ihrem Kontext an. Demzufolge wird im Rahmen eines jeden Tests immer nur ein Ausschnitt der möglichen Bandbreite kommunikativer Kompetenzen überprüft. Mit anderen Worten messen alle Tests auf einem bestimmten GeR-Niveau Kompetenzen, die zwar das besagte Niveau widerspiegeln, die aber je nach Kontext mehr oder weniger variieren. Dementsprechend muss bei der Interpretation und Verwendung der Testergebnisse immer folgende Frage im Mittelpunkt stehen: Wer wird wann, mit wem und zu welchem Zweck die getestete Sprache nutzen? So zum Beispiel haben standardisierte Prüfungen, die die allgemeine Sprachkompetenz erfassen, eine generelle Aussagekraft für recht viele Alltagskontexte, eignen sich jedoch nicht unbedingt als Nachweis über Kenntnisse einer spezifischen Fachsprache. Wiederum können aufgrund des Ergebnisses eines Tests der Wirtschaftssprache nicht automatisch Schlussfolgerungen über den Grad der sprachlichen Integration der Testteilnehmenden in jedem einzelnen Land gezogen werden, in dem die getestete Sprache als Amts- und/oder Kommunikationssprache fungiert.

Das Gesagte kann an folgendem konkreten Beispiel erläutert werden: Der fide-Test, der ebenfalls an den GeR angebunden wurde, misst das Niveau der sprachlichen Integration von erwachsenen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz, d.h. ihre Fähigkeit, typische Handlungssituationen aus dem Alltag in der Schweiz sprachlich und kommunikativ zu meistern. Demgemäss zeigt das Ergebnis eines fide-Tests, wie gut die Testteilnehmenden auf die sprachlich-kommunikativen Herausforderungen des Schweizer Alltags vorbereitet sind. Ähnlich wie bei zahlreichen anderen standardisierten Tests wird das Ergebnis auf dem sog. «Sprachenpass» in GeR-Niveaus ausgedrückt und ist somit aus der Perspektive des GeR mit den Ergebnissen dieser Tests vergleichbar. Die grösste Aussagekraft hat der «Sprachenpass» jedoch nach wie vor für jene Stakeholder, die im Schweizer Migrations- und Integrationskontext aufeinander treffen und miteinander kommunizieren.

In diesem Sinne kann die Frage im Titel des Beitrags wie folgt beantwortet werden: Durch die Anbindung an den GeR sind standardisierte Tests auf demselben Niveau grundsätzlich vergleichbar. Entscheidend sind jedoch ihr Zweck und die beabsichtigte Verwendung der Testergebnisse: Je nach Kontext kann und darf «my B1» im Vergleich zu «your B1» etwas andere Schwerpunkte setzen und somit etwas andere Kompetenzen überprüfen und attestieren.

Literatur
Council of Europe. 2020. Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lehren, lernen, beurteilen (GeR). Begleitband. Stuttgart: Ernst Klett Sprachen.

Die fide-Workshops für dieses Frühling

Die fide-Workshops für dieses Frühling

Workshop bis auf Weiteres verschoben:
Samstag, tbd. 2025 / 09.00 – 17.00 Uhr
Fokus didaktische Reduktion: Mit System zu einem effizienteren Unterricht
mit Sabrina Di Bella, Ausbilderin FA und SBU, Sprachkursleiterin Integration, Digital Trainerin

Durchführungsort: SAL Schule für Angewandte Linguistik, Hohlstrasse 550, 8048 Zürich, Raum 3.7

Anmeldung
Anmeldefrist: 30. März 2025


Samstag, 3. Mai 2025 / 09.00 – 17.00 Uhr
„Ein Bild sagt mehr!“ - Visualisierung nach fide auf Flipchart
mit Irmela Vergili, Erwachsenbildnerin, Sprachkursleiterin im Integrationsbereich, Migrationsfachperson und Comic-Zeichnerin

Durchführungsort: Förderverein cocomo, Badenerstrasse 812, 8048 Zürich / Bus/Tramhaltestelle Micafil

Anmeldung
Anmeldefrist: 12. April 2025


Freitag, 16. Mai 2025 / 16.00 – 18.15 Uhr
Alltagssituationen mit dem Smartphone bewältigen – zweiteiliger Workshop mit Vorbereitungs- und Transferauftrag
mit Chris Tsougaras, Sprachkursleiter im Integrationsbereich, Kursleiter für Grundkompetenzen

Durchführungsort: online

Anmeldung
Anmeldefrist: 25. April 2025


Nützliche Informationen

    • Wenn Sie sich nach der Anmeldefrist noch für einen Workshop anmelden möchten, dann schreiben Sie bitte ein E-Mail an evelin.rupp@fide-info.ch.
    • Das gesamte Workshop-Programm finden Sie auf unserer Internetseite.
    • CHF 150.– pro Person.
    • Die Rechnung wird nach bestätigter Durchführung des Workshops per Mail ausgestellt.

Ein grosses Dankeschön, dass Sie unseren Newsletter gelesen haben! Wir hoffen, dass die Inhalte für Sie nützlich und inspirierend waren.

Wir wünschen Ihnen weiterhin einen wunderschönen Frühling und senden Ihnen unsere besten Grüsse!

Geschäftsstelle fide
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