Zentrale Elemente von fide sind der Alltagsbezug sowie die Bedürfnis- und Teilnehmerorientierung. Das bedeutet, dass nur bedingt mit vorgefertigten Lehrmaterialien gearbeitet werden kann. Die Musterszenarien sind als Referenzbeispiele zu verstehen; sie sind per definitionem unvollständig und sollen nicht etwa als Pflichtlehrplan missverstanden werden. Ein leichter Mehraufwand in der Kursvorbereitung ist, zumindest in der Anfangsphase, unvermeidlich. Dieser wird durch einen Gewinn an Qualität, Wirksamkeit und Alltagsrelevanz gerechtfertigt. Zur Abfederung des Mehraufwands sind Austauschgefässe zwischen Kursleitenden (innerhalb von Institutionen und/oder Regionen) oder auch weitere unterstützende Massnahmen denkbar.
Es dürfen weiterhin eines oder mehrere Lehrwerke verwendet werden, sofern es sinnvoll in den szenariobasierten Sprachunterricht einfliesst. Der Unterricht nach den fide-Prinzipien soll jedoch keinesfalls lehrmittelgeleitet sein, sondern sich nach den Bedürfnissen der Sprachkursteilnehmenden ausrichten und sich an Szenarien orientieren, die jeweils zu einem oder mehreren Handlungs-/Kommunikationszielen führen und alltagsorientiert sind. Teile aus dem Lehrmittel können unter Umständen helfen, diese Kommunikationsziele zu erreichen, wenn es z.B. angezeigt ist, einen sprachlichen Fokus zu setzen und diesen zu üben.
Grammatik gehört wie Wortschatz, Intonation und Aussprache zu den Sprachmitteln, die ihrerseits zum Sprachenlernen gehören. Die Sprachmittel dürfen und sollen weiterhin gelehrt werden, jedoch richtet sich der Unterricht nicht nach ihnen aus, sondern sie sind Mittel zum Zweck: den roten Faden des Unterrichts bilden die Alltagsszenarien und Bedürfnisse der Kursteilnehmenden. Wird während der Bearbeitung eines Szenarios eine Übungssequenz zu Sprachmitteln nötig oder gewünscht, um das Handlungs-/Kommunikationsziel zu erreichen, ist ein sprachlicher Fokus angebracht. Grundsätzlich ist gemäss fide der Wortschatzarbeit (z.B. Arbeit mit Chunks) jedoch ein höherer Stellenwert beizumessen als der Arbeit mit Grammatik.
Die auf dem Webportal vorhandenen Unterrichtshilfen stehen den Kursleitenden zur Verfügung. Falls die Dokumente ein fide-Logo tragen, bedeutet das, dass das Staatsekretariat für Migration SEM weiterhin als Autor des Dokuments gilt und dass das Logo nicht entfernt werden darf.
Hingegen dürfen die Materialvorlagen frei abgeändert und weiterentwickelt werden. Das fide-Logo erscheint nirgends. Bitte unterlassen Sie das Hineinkopieren des fide-Logos in Ihre selbst entwickelten Unterlagen. Geben Sie stattdessen in der Fusszeile Ihren Namen und die Institution an, um transparent zu machen, wer für den Inhalt des Dokuments die Verantwortung trägt. Die Eigenentwicklungen unterstehen keiner Qualitätskontrolle durch die Geschäftsstelle fide.
Es ist nicht vorgesehen, dass alle Unterlagen des Webportals ausgedruckt werden. Jede Kursleitung kann die für sie sinnvollen Teile auswählen. Die Vorlagen können frei angepasst und nur die für den Unterricht nötigen Blätter ausgedruckt werden.
Es wird empfohlen, das fide-Label zunächst nur für 1 bis 2 Kursangebote zu beantragen. Bei den periodischen Erneuerungsaudits kann man die Gültigkeit des fide-Labels jeweils auf weitere Kursstandorte und/oder max. 2 neue Angebote ausweiten.
Ja, in einigen Kantonen gibt es eine Kofinanzierung der fide-Ausbildungsmodule durch den Kanton, insbesondere für die subventionierten Sprachkursanbietenden. Weitere Informationen erhalten Sie bei den kantonalen Fachstellen für Integration.
Nein, die Umsetzung von fide-Prinzipien im Unterricht oder der Erhalt des fide-Labels verleihen keinen Anspruch auf staatliche Subventionen. Die Subventionspraxis liegt in der Entscheidungskompetenz der zuständigen kommunalen und kantonalen Stellen.
Teilnehmende müssen oftmals erst lernen, ihre Bedürfnisse zu äussern. Die Orientierung an den Bedürfnissen der Teilnehmenden fordert die Geduld sowohl der Kursleitenden als auch der Teilnehmenden. Zudem sind sich viele Teilnehmende nicht gewohnt, in die Gestaltung des Lernprozesses einbezogen zu werden. Deshalb ist aufgrund von handlungs- und alltagsorientierten Gesichtspunkten wichtig, sie in kleinen Schritten an diese Kompetenz heranzuführen. So können ihnen Wahlmöglichkeiten bezüglich Themen und Vorgehensweisen gegeben werden. Durch die Beschränkung der Anzahl Handlungsfelder oder Szenarien werden einerseits die Teilnehmenden entlastet, andererseits können die Kursleitenden so Szenarien ausschliessen, die aufgrund der Lebensumstände der Teilnehmenden nicht relevant sind (z. B. eine Maestro-Karte beantragen in einem Sprachkurs mit Asylsuchenden). Bei der Auswahl eines Handlungsfeldes kann der Einsatz von Visualisierungen (fide-Lernkarte, fide-Fotokarten) die Kommunikation mit Teilnehmenden mit geringen Sprachkenntnissen erleichtern.
Die didaktischen Prinzipien von fide sind in der Tat nicht «neu». Neu ist, dass sie für die Schweiz einheitlich zusammengestellt worden sind und in Bezug auf den Schweizer Alltag Szenarien für die Niveaus A1, A2 und B1 formuliert worden sind. Wer bereits bedürfnis- und alltagsorientiert unterrichtet hat, wird auch fide als Konzept einfach in den Unterricht integrieren können. Fide stellt wertvolle Hilfestellungen für Sprachkursleitende auf dem Webportal zur Verfügung (z.B. in Form von Referenzbeispielen oder Musterszenarien).
Nein, fide beinhaltet grundsätzlich nichts radikal Neues, sondern stellt eine konsequente und systematische Umsetzung von bewährten didaktischen Prinzipien dar. Elemente von fide finden sich in vielen guten Sprachkursangeboten.
Das Modul «Bildungsarbeit mit Erwachsenen» bildet die Basis für die Ausbildung, die zum Zertifikat «Sprachkursleiter/in im Integrationsbereich» führt. Danach macht eine Spezialisierung im Modul «Fremd- und Zweitsprachenunterricht» Sinn. Das Modul «Migration und Interkulturalität» ist schweizspezifisch und führt in wichtige Grundlagen im Zusammenhang mit dem Zielpublikum in den Sprachkursen ein. Es ist sinnvoll und wird stark empfohlen, das Modul «Szenariobasierter Unterricht nach den fide-Prinzipien» erst nach dem Absolvieren der Module «Bildungsarbeit mit Erwachsenen» sowie «Fremd- und Zweitsprachendidaktik» zu besuchen, da es eine Spezifizierung im Zweitsprachenunterricht mit Erwachsenen darstellt.
Eigentümer des fide-Systems und verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung ist das Staatssekretariat für Migration SEM. Die Verantwortung für die operative Umsetzung wird der Geschäftsstelle fide übertragen.
fide schliesst die Arbeit mit einem Lehrmittel nicht aus. Im Unterschied zu einem lehrmittelbasierten Kurs ist ein fide-Kurs jedoch bedürfnisorientiert und szenariobasiert. Das bedeutet, dass der Ablauf nicht von einem Lehrmittel vorgegeben, sondern unter Einbezug der Bedürfnisse der Teilnehmenden und für sie relevanten Alltagshandlungen konstruiert wird. Übungen aus Lehrmitteln (z.B. Hörverstehen, Dialoge etc.) können, wenn sie zum Thema passen, zur Unterstützung des Lernprozesses eingesetzt werden. In der Regel verknüpfen jedoch Lehrmittel Alltags- mit Grammatikthemen, was nicht in jedem Fall für die Teilnehmenden passend ist. Deshalb wird die Arbeit mit authentischen Unterlagen/Materialien als wichtiger beurteilt.
Das Erstellen eines festen Lehrplans vor Kursanfang widerspricht dem Konzept der Bedürfnisorientierung, das den fide-Ansatz leitet. Bei relativ homogenen Kursgruppen ist es denkbar, einen Rahmen zu setzen, indem man die Kursinhalte auf bestimmte Lebens- oder Arbeitsbereiche (fide-Handlungsfelder) einschränkt oder bereits eine Auswahl von für die Zielgruppe relevanten Szenarien trifft, oder auch bestimmte Sprachfertigkeiten in den Mittelpunkt stellt. Innerhalb dieses Rahmens sollte aber noch Raum bleiben für den Dialog mit den Teilnehmenden über ihre konkreten Bedürfnisse und für eine flexible, auf die geäusserten Bedürfnisse ausgerichtete Handhabung der Planung.
Ja, auch Kursangebote, in denen Freiwillige unterrichten, können mit dem fide-Label ausgezeichnet werden. Die Umsetzung der Standards wird genau gleich evaluiert, auch der Standard die Qualifizierung der Kursleitenden betreffend.
Der fide-Ansatz kann durchaus auch in einem Alphabetisierungskurs umgesetzt werden. Er kommt den Bedürfnissen von nicht oder nur ungenügend alphabetisierten Lernenden sogar entgegen: Sie können durch Einsatz eigener Ressourcen kommunikative Fähigkeiten entwickeln, ohne dabei von ihrem schriftlichen Defizit behindert zu werden.
Das Angebot kann das Label erhalten, wenn eine Bedarfs- und Bedürfnisorientierung stattfinden kann. Starre Lehrpläne sind prinzipiell nicht mit dem fide-Ansatz vereinbar. Die Arbeitsmarkt- oder Berufsorientierung eines Sprachförderangebotes widerspricht dem fide-Ansatz jedoch nicht grundsätzlich.
Ja. Die didaktischen fide-Prinzipien wurden unter Berücksichtigung der tiefen Sprachniveaus gewählt, sind aber unabhängig des Sprachniveaus umsetzbar. Klar ist, dass z.B. das nachhaltige Lernen bei Anfängerinnen und Anfängern anders ausfällt als bei fortgeschrittenen Sprachlernenden.
Bei Anbietenden, die subventionierte Sprachkurse im Integrationsbereich anbieten, ist es möglich, längerfristig alle Angebote mit dem fide-Label auszeichnen zu lassen. Dies wird aber nicht verlangt und ist auch nicht immer sinnvoll. Private Anbietende werden sicher neben dem fide-Angebot weitere Kurse anbieten, seien es Sprachkurse für andere Zielgruppen oder Weiterbildungskurse in anderen Bereichen. Deshalb werden mit dem fide-Label auch nur Angebote und nicht Institutionen ausgezeichnet.
Es bestehen verschiedene Wege, ein Modulattest zu erlangen:
Das Dokument «Wegleitung zum Zertifikat» enthält alle wichtigen Informationen zum Vorgehen.
Grundsätzlich kann die Dokumentation des Unterrichts verschiedene Formen annehmen. Es ist jedoch wichtig, dass Kursleitende ihren Unterricht reflektieren und ihre Erfahrungen weitergeben können, zum Beispiel im Austausch mit anderen Kursleitenden. Die pädagogische Leitung muss zudem über die Kursinhalte informiert sein.
Für den Erwerb des fide-Labels ist es nicht notwendig, dass bereits alle Kursleitenden über das Zertifikat verfügen, aber es wird erwartet, dass die Kursleitenden es innerhalb eines absehbaren Zeitrahmens erwerben. Die andragogische Leitung sollte über das Zertifikat verfügen. Sie dokumentiert, was sie unternimmt, damit die Kursleitenden die fide-Prinzipien kennen und anwenden.
Aus dem Kursdossier sollte hervorgehen, wie die einheitliche Qualität und das gemeinsame Verständnis von fide bei Kursen mit mehreren Kursleitenden sichergestellt werden. Das Kursdossier könnte auch durch eine Gruppe von Kursleitenden zusammen erstellt werden. Dies erlaubt die gemeinsame Reflexion und fördert den Austausch zwischen den Kursleitenden.
Ja. Neben den Standards D (Didaktik) werden beim Label-Verfahren auch die Standards O (Organisation) evaluiert, d.h. Strukturen und Abläufe der Institution werden insofern überprüft, als sie für die Qualität des Kursangebots direkt relevant sind. Grundsätzlich sind das fide-Label und ein institutionelles Zertifikat im Bildungsbereich (z.B. eduQua, InQualis, ISO 29 990) jedoch komplementär: Bei der institutionellen Zertifizierung stehen die das Kursgeschehen unterstützenden Strukturen und Massnahmen im Zentrum, beim fide-Label geht es in erster Linie um den in den Zweitsprachkursen umgesetzten didaktischen Ansatz.
fide basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und stellt die Nachhaltigkeit des Sprachunterrichts in den Mittelpunkt. Erreicht wird dies in erster Linie durch die konsequente Umsetzung zentraler didaktischer Prinzipien wie Bedürfnisorientierung, Alltagsrelevanz und Teilnehmerorientierung. Dank fide erwerben Migrantinnen und Migranten in Sprachkursen alltagsrelevante kommunikative Handlungskompetenzen. Sie lernen das, was sie im Alltag brauchen, beispielsweise bei der Wohnungssuche, beim Arzt oder im Kontakt mit Behörden.
Das fide-Label zeichnet Kursangebote aus, die den im Qualitätskonzept fide definierten qualitativen Standards für Zweitsprachförderangebote nach dem fide-Ansatz entsprechen.
Neben der Präsenz an den Modultagen (mind. 80%) muss für jedes Modul ein schriftlicher Kompetenznachweis erbracht werden. Dieser kann bei Nicht-Bestehen einmal überarbeitet werden. Die Kompetenznachweise sind unabhängig von der Anbieterinstitution identisch; die Verantwortung für die Korrektur sowie Rückmeldung und für das anschliessende Ausstellen des Modulattests liegen bei der jeweiligen Anbieterinstitution.
Das Zertifikat attestiert Erfahrung und Kompetenzen im Zweitsprachenunterricht gemäss den fide-Prinzipien. Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Eine Ausschliesslichkeit liegt aber weder im Interesse der finanzierenden Stellen noch in jenem von Sprachkursanbietenden. Erfahrene Sprachkursleitende können sich ihre bereits erworbenen Kompetenzen über eine Gleichwertigkeitsbeurteilung attestieren; für Sprachkursleitende, die bereits ein anderes Zertifikat oder Diplom erlangt haben, bestehen Verfahren zur Anerkennung der Äquivalenz.
Die Anbieterinstitution durchläuft das Label-Verfahren: Standortbestimmung, Erstellung des Dossiers und Audit vor Ort. Ideal ist es, wenn die übergeordnete Instanz in den Prozess eingebunden ist. Die übergeordnete Instanz sollte ebenfalls bereit sein, ihre Verfahren allenfalls an die Prinzipien des Qualitätskonzepts fide anzupassen, und so den Anbieter unterstützen, das fide-Label zu erhalten.
Ein Kursangebot wird definiert durch ein detailliertes Kurskonzept: Kurs-bezeichnung, Zielgruppe, Kursziel, Lektionenzahl, Lehr- und Lernumgebung, organisatorische Rahmenbedingungen, Infrastruktur, Evaluation, Anforderungsprofil für die Kursleitung etc. Ein Kursangebot kann auch mehrfach durchgeführt werden, z.B. an verschiedenen Orten, wenn das Konzept dasselbe ist und die Kurse von derselben pädagogischen Leitung koordiniert werden.
Eine Gleichwertigkeitsbeurteilung ist der Weg für sehr erfahrene Kursleitende. Bei der Gleichwertigkeitsbeurteilung beschreibt man, wie und wo man sich die verlangten Kompetenzen angeeignet hat und wie man sie in der Unterrichtspraxis umsetzt, und man belegt die Aussagen mit Dokumenten. Das Formular mit den Anweisungen zum Zusammenstellen der Dokumentation können Sie per Email bei der Geschäftsstelle fide anfordern. Das eingereichte Gleichwertigkeitsdossier wird von zwei externen Expertinnen evaluiert.
Sie müssen Modulatteste zu den folgenden 4 Kompetenzbereichen einreichen: 1. Bildungsarbeit mit Erwachsenen, 2. Fremd- und Zweitsprachendidaktik, 3. Migration und Interkulturalität, 4. Szenariobasierter Unterricht nach den fide-Prinzipien und eine Praxisbescheinigung beilegen (mindestens 150 Stunden Unterrichtspraxis, verteilt über mindestens zwei Jahre, davon mindestens 100 Std. Gruppenunterricht und mindestens 50 Std. Zweitsprachenunterricht im Integrationsbereich. Die letzte nachgewiesene Unterrichtsstunde darf nicht länger als 12 Monate her sein).
Das Dokument «Wegleitung zum Zertifikat» enthält alle wichtigen Informationen zum Zertifikat. Auch die beiden anderen Wege, um zu Modulattesten zu gelangen – über eine Gleichwertigkeitsbeurteilung oder über die Äquivalenz-Anerkennung einer bereits absolvierten Ausbildung – sind in diesem Dokument beschrieben.
Die Anforderungen sind im Dokument «Qualitätskonzept fide: Prinzipien und Standards» genannt und spezifiziert. Eine Institution muss sowohl für das mit dem Label auszuzeichnende Kursangebot als auch für die organisatorische Unterstützung Standards erfüllen.
Das System umfasst verschiedene Instrumente in den Bereichen «Fördern» und «Fordern». Dazu gehören im Bereich «Fordern» der fide-Test, der fide-Test edu, das fide-Dossier und das Prüfungsverfahren auf Rätoromanisch. Im Bereich «Fördern» gibt es das fide- Label zur Auszeichnung von Sprachkursen, welche die Prinzipien von fide umsetzen und so eine hohe Qualität aufweisen, sowie das Zertifikat «Sprachkursleiter/in im Integrationsbereich». Um Sprachlernende ihren Ressourcen entsprechend in geeignete Kurse einzuteilen, wurde ein Kurszuweisungstool entwickelt.
Der fide-Ansatz fordert von den Anbietern, bei der Bereitstellung von Kursmaterial nicht ausschliesslich auf bestehende Kursmaterialien zurückzugreifen. Vielmehr sollen die Szenarien unter Einbezug von Materialien der Teilnehmenden behandelt werden und/oder durch aktive Methoden. Die Teilnehmenden können z.B. aufgefordert werden, authentische Dokumente zu einem Thema zu suchen und diese in den Unterricht mitzunehmen.
Der fide-Ansatz stellt Handlung und nicht Material ins Zentrum. Verschiedene Hilfestellungen stehen bereit («Tool-Box», visuelles Material, Material aus dem Alltag der Lernenden etc.). Der fide-Ansatz verlangt somit die Kompetenz, sich von «starren» vorgefertigten Materialien zu lösen. Hingegen wird der Austausch zwischen den Kursleitenden zu ihren Kursmaterialien gefördert, damit gegenseitige Unterstützung und Inspiration erfolgen kann.
Hier finden Sie eine Übersicht der minimalen Sprachanforderungen. Bitte wenden Sie sich im Zweifelsfall an Ihre Gemeinde bzw. die zuständige kantonale Behörde.
Der Bundesrat hat im August 2007 im Rahmen seiner Integrationsmassnahmen das damalige Bundesamt für Migration BFM (heute Staatssekretariat für Migration SEM) mit der Erstellung eines «Rahmenkonzepts für die sprachliche Förderung von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz» beauftragt. Das Institut für Mehrsprachigkeit in Freiburg hat den Zuschlag für diesen Auftrag erhalten und 2009 ein Rahmencurriculum für die sprachliche Förderung von Migrantinnen und Migranten entwickelt. Daraus resultierte das System fide, welches nach verschiedenen Entwicklungsschritten und Pilotprojekten seit 2017 durch eine permanente Geschäftsstelle fide im Auftrag des SEM geführt wird.
Alle Anbieter von Sprachförderangeboten im Bereich Zweitsprache für Migrantinnen und Migranten können einen Antrag zum Erhalt des Labels stellen. Sie zeigen damit gegenüber ihren behördlichen Auftraggebern und/oder zuweisenden Fachstellen, den Teilnehmenden wie auch einer breiten Öffentlichkeit die Übereinstimmung ihrer Angebote mit den Anforderungen von fide.
Ein zentrales Ziel der Integration ist das rasche und nachhaltige Erlernen der lokalen Sprache. Die Qualität der Angebote spielt deshalb in der Subventionspraxis eine wichtige Rolle. Mit dem fide-Label ist die Qualität in der Umsetzung des Kursangebots für das Zielpublikum der Migrantinnen und Migranten garantiert. Folglich werden das fide-Label oder die Umsetzung von fide-Prinzipien im Unterricht in den nächsten Jahren ein zunehmend wichtigeres Kriterium bei der Vergabe von staatlichen Subventionen sein. Ob in Zukunft ausschliesslich Kursangebote mit dem fide-Label subventioniert werden oder nicht, liegt jedoch in der Entscheidungskompetenz der zuständigen kommunalen und kantonalen Stellen. Denn die Wirksamkeit einer staatlich subventionierten Sprachförderung hängt auch von anderen Elementen ab. So ist es zum Beispiel ebenfalls von Bedeutung, dass die Formate der Sprachkurse den Bedürfnissen der Migrantinnen und Migranten entsprechen und die Angebote erreichbar sind.
Im Zentrum des Label-Prozesses steht das Kursangebot. Eine Kursleitung beschreibt im Kursdossier, wie im Unterricht gearbeitet wird und wie die fide-Prinzipien umgesetzt werden. Diese Beschreibung wird von der pädagogischen Leitung ergänzt. Es muss keine Dokumentation zu den institutionellen Strukturen und Abläufen erstellt werden; die Expertin oder der Experte wird der Institution aber mitteilen, in welche Unterlagen (z.B. berufliche CVs der Kursleitenden, Funktionsbeschreibungen) er oder sie beim Audit Einsicht nehmen möchte. Verfügt die Institution bereits über eine institutionelle Zertifizierung (z.B. eduQua), kann in der Regel einfach auf die dazu erstellte Dokumentation zurückgegriffen werden.
Wenn der fide-Ansatz in einem Submissionsverfahren als Vorgabe erwähnt wird, muss darauf geachtet werden, dass andere Vergabekriterien diesem Ansatz nicht widersprechen. Die Bedürfnis- und Teilnehmerorientierung eines fide-Sprachkurses ist zum Beispiel schwer vereinbar mit einem Lehrmittel oder einer vorgegebenen Kursplanung. Die Geschäftsstelle fide kann die zuständigen kommunalen und kantonalen Stellen bei ihren Submissionsverfahren diesbezüglich beraten und unterstützen.
Die Geschäftsstelle hat ein entsprechendes Angebot ausgearbeitet. Dieses umfasst, zusätzlich zum ständigen Informations- und Beratungsangebot via Telefon, Mail und Webplattform, folgende Gefässe: Informationsveranstaltung zu fide, Kurzeinführungen und Austauschtreffen für Sprachkursleitende, Umsetzungsbegleitung und -beratung für Institutionen, Schulungen, Austauschtreffen und Jahrestagungen für Dozierende und Anbieter der fide-Ausbildungsmodule.
Die Kantone können Mittel aus dem KIP für die Einführung von fide einsetzen. Mögliche Massnahmen sind die finanzielle Unterstützung von Einführungen und Umsetzungsbegleitungen oder der Besuch von fide-Ausbildungsmodulen durch Sprachkursleitende.
Alle Angebote, die mit dem fide-Label ausgezeichnet sind, werden nach drei Semestern neu überprüft. Bei einem Audit vor Ort versichert sich die Expertin oder der Experte, dass das Angebot weiterhin den definierten Standards entspricht und dass allfällige Auflagen erfüllt resp. Anregungen zur Verbesserung aufgegriffen wurden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Qualität kontinuierlich gewährleistet ist.
Kursanbietende können sich über verschiedene Kanäle über die Anforderungen des fide-Labels informieren und eine Selbstevaluation vornehmen. Nach der Anmeldung ist der erste Schritt eine Standortbestimmung vor Ort, bei der eine Expertin oder ein Experte zusammen mit der Institution schaut, für welche Kursangebote das Label beantragt werden könnte und das weitere Vorgehen bespricht. Die Expertin oder der Experte verfasst danach einen Bericht für die Expertenkommission. Diese entscheidet über die Zulassung zum Label-Verfahren. Danach haben die Anbieter in der Regel ein halbes Jahr Zeit, um das Dossier einzureichen. Es findet ein Audit statt, bei dem überprüft wird, ob die fide-Standards erfüllt sind. Aufgrund des Expertenberichts entscheidet die Expertenkommission über die Vergabe des Labels. Der ganze Prozess dauert etwa ein Jahr.
Der szenariobasierte Unterricht ist auf den Erwerb von Handlungskompetenz für den schweizerischen Alltag ausgerichtet. Alltägliche Situationen und Handlungsabläufe (Szenarien) bilden den Ausgangs- und Bezugspunkt für den Lernprozess. Dies erlaubt den Lernenden das Aufbauen von Kenntnissen über diesen spezifischen Ausschnitt ihrer Lebenswelt. Weiter werden sie befähigt, ihre sprachlichen Fähigkeiten und Lernbedürfnisse einzuschätzen und ihre Bedürfnisse direkt in den Unterricht einzubringen. Auf dieser Basis können konkrete, niveaugemässe und für die Kursteilnehmenden relevante Lernziele definiert und der Lernprozess geplant werden.
Ein Kurs nach fide-Prinzipien orientiert sich konsequent an den Bedürfnissen der Teilnehmenden. Der Kursaufbau soll auf ihrer Alltagsrealität und ihrer konkreten Lebenswelt basieren. Das Kursmaterial wird in einem partizipativen Prozess zusammen erarbeitet (Ko-Konstruktion). Das auf dem fide-Webportal zur Verfügung gestellte Material dient zur Veranschaulichung und Nachahmung und ist in diesem Sinne nur exemplarisch gedacht. Es ist zurzeit keine weitere Entwicklung von Musterszenarien geplant.
Informationen dazu finden sich auf fide-info.ch unter dem Stichwort «Weiterbildung» sowie direkt bei der Geschäftsstelle fide.
Schicken Sie das ausgefüllte Antragsformular (fide-info.ch > Weiterbildung > Zertifikat) mit den geforderten Beilagen an die Geschäftsstelle fide. Sie können es per Post oder elektronisch senden.
Geschäftsstelle fide Haslerstrasse 21 3008 Bern
031 351 12 12Mo/Di/Mi : 14 –16 Uhr Do/Fr : 11–13 Uhr