Adnan ist schon seit langem auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Ein Freund ruft ihn an und erzählt ihm von einer Wohnung, die frei wird. Adnan freut sich. Er fragt nach einigen Dingen, die ihm wichtig sind. Der Freund teilt ihm mit, wann er die Wohnung besichtigen kann. Adnan notiert sich die Adresse. Er wird die Wohnung besichtigen.
Adnan ist 36-jährig, stammt aus Syrien und ist seit 5 Jahren in der Schweiz. Er hat zunächst ungesteuert Deutsch gelernt und besucht seit 1.5 Jahren einen Deutschkurs.
Im vorliegenden Film zeigt Adnan eine sprachliche Leistung auf Niveau A2.
Interaktion A2: Adnan kann die Informationen aus dem Telefongespräch entgegennehmen. Er beantwortet die Fragen, und er fragt, wenn er etwas nicht versteht. Seine Kommunikation beschränkt sich aber darauf, dass er nur das Wesentliche und Konkrete behandeln kann. Spektrum A2: Adnans Sprache ist einfach. Er verwendet kurze memorierte Wendungen wie z.B. ist super, ist gut für mi. Sein Grundwortschatz weist Lücken auf und er drückt sich nicht immer verständlich aus und sagt z.B. Glück anstelle von Klingel. Flüssigkeit A2: Adnan spricht recht flüssig, jedoch in sehr kurzen Redebeiträgen und mit Hilfe von oft wiederholten Füllwörtern wie z.B. gut, sehr gut. Das Gespräch ist jedoch vorstrukturiert und er wird in der Kommunikation vom Gesprächspartner unterstützt. Korrektheit A2: Er beherrscht einige einfache Strukturen, macht aber viele elementare und systematische Fehler wie z.B. sie sind wie viel Zimmer? Es ist nähe eine Haltestelle Bus? Zeit ich muss schaue die Wohnung?. Seine Sätze sind oft unvollständig. Adnan spricht Deutsch mit einer ausgeprägten Schweizerdeutsch-Färbung. Bewertungsprozess: Die gezeigte sprachliche Leistung wurde gemäss den Deskriptoren des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens bewertet. 9 der 11 Teilnehmenden am Bewertungsprozess stuften die Leistung auf A2 ein, 1 auf A1, 1 <A1. Die Teilbereiche wurden wie folgt bewertet: Interaktion: 5xB1, 5x A2, 1xA1; Spektrum: 1x<A1, 9xA2, 1xB1; Flüssigkeit: 2xA1, 7xA2, 2xB1; Korrektheit: 1x<A1, 1x A1, 9xA2.
Erschwerend an dieser Situation ist die indirekte Kommunikation am Telefon. Da Hilfsmittel wie Mimik und Gestik fehlen, sind die Anforderungen an die sprachlichen Mittel höher als in einem Gespräch mit einem Gegenüber vor Ort. Am Telefon lässt sich das gegenseitige Verständnis nicht so gut sichern wie im persönlichen Gespräch, dies erhöht das Risiko für Missverständnisse. Adnan bewältigt das Gespräch ohne grössere Probleme. Er ist mit der Situation der Wohnungsbesichtigung vertraut und stellt die relevanten Fragen zu den Punkten, die er geklärt haben möchte (Zimmer, Balkon, öV). Er fragt nach, wenn er etwas nicht versteht (Hausnummer). Da er sich den Namen der Strasse und der Wohnungsinhaberin nicht buchstabieren lässt, schreibt er beides falsch. Er erkennt auch nicht, dass «Stella» der Vorname und nicht der Nachname der Frau ist. Beides kann dazu beitragen, dass er die Wohnung am Samstag nicht findet. Hilfreich bei der Bewältigung der Aufgabe ist, dass Adnan ausgesprochen kontaktfreudig, höflich und charmant ist. Er intoniert gezielt, um Wertschätzung zu signalisieren. Adnan weiss, wie man in der Schweiz auf Deutsch kommuniziert und was wann auf welche Weise gesagt wird. Diese Fähigkeit kompensiert die sprachlichen Schwächen. Beobachter tendieren aufgrund dessen dazu, seine sprachlichen Fähigkeiten höher einzuschätzen, als sie tatsächlich sind. Der Freund am Telefon spricht sehr klar und passt sein Sprechtempo an. Er fragt nach, ob Adnan verstanden hat, und hilft, wenn Adnan etwas nicht versteht. Seinerseits bekundet er keine Mühe, Adnan zu verstehen. Das Gespräch verläuft flüssig und ungezwungen.
Das Diagramm zeigt Adnans Leistungen in den drei Filmen und dem schriftlichen Text auf einen Blick.
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